Eye-Fi – WLAN für die Digicam (Update)

I've been trying not to talk about this...

I’ve been trying not to talk about this… by Amit Gupta (Lizenz: CC-BY-NC).


Mit meinem Mobiltelefon kann ich brauchbare Bilder machen und diese sofort online stellen. Mit meiner Nikon D80 kann ich viel bessere Bilder machen, aber um diese dann hoch zu laden, brauche ich einen PC. Da ist doch die Idee, ein WLAN-Modul in eine SD-Speicherkarte zu integrieren und damit jede Digitalkamera, die SD-Karten nutzt, WLAN-fähig zu machen, geradezu genial. Oder?
Bei meinem heutigen Besuch bei Laughing Squid stolperte ich über die Meldung, dass Eye-Fi heute das Erscheinen seiner 2-GB-SD-Karte mit integriertem WLAN-Modul angekündigt hat. Etwas Technoratiing später, weiß man, dass es heute von entsprechenden Meldungen nur so wimmelt. Eye-Fi hat sich sogar die Mühe gemacht, einen deutschsparachigen Blog für die entsprechende Meldung bei blog.de einzurichten. Golem hat schließlich am 01.11. davon berichtet. Bis zu heise oder Golem ist das Fieber (noch) nicht geschwappt.

Nun stellt sich die Frage, wie das Ganze funktioniert, und ob es wirklich so eine geniale Sache ist.

Mangels einer Eye-Fi-Karte scheidet der Selbstversuch aus. Also mal sehen, was man im Web so Alles zu diesem Thema finden kann:

  • Da wäre zunächst einmal eine gesannte Bedienungsanleitung, die bei der FCC abrufbar ist. Nicht wirklich erhellend, wie bei zu so vielen Anleitungen zu solchen, hippen Gagdets.
  • Eye-Fi selbst liefert auf seiner Website einen knappen Überblick über die Funktionsweise sowie eine FAQ.
  • Bei Technology Review gibt es einen Review von John Borland, der auf einige Details eingeht (aber leider teilweise den Informationen von Eye-Fi widerspricht).
  • Bei Gizmodo gibt es einen kurzen Review.
  • Einen IMO sehr guten Review von Phil Askey gibt es bei dpreview. Hier wird die Konfigurationsphase detailiert und bebildert beschrieben und es finden sich u.a. auch Angaben zum Netzwerkdurchsatz.
  • Etwas allgemeiner ist ein Bericht bei Engagdet.

Um die Funktionsweise und insbesondere auch die Grenzen von Eye-Fi besser nachvollziehbar zu machen, hier ein paar grundsätzliche Hinweise zu Eye-Fi:

  • Eye-Fi ist keine SD-WLAN-Karte im herkömmlichen Sinne, wie sie schon länger auf dem Markt sind. Es handelt sich nicht um eine SDIO-Karte, die dem Wirtsgerät (Gerät in dem die Karte steckt) eine WLAN-Funktionalität zur Verfügung stellt.
  • Nach Außen verhält sie sich wie eine „ganz normale“ Speicherkarte. Dem Wirtsgerät ist es nur möglich in den Speicher zu schreiben bzw. ihn zu lesen.
  • Das Wirtgerät kann den WLAN-Teil nicht beeinflussen oder nutzen.
  • Der WLAN-Teil steht nur kartenintern zur Verfügung. Es ist damit nur möglich, Inhalte der Speicherkarte nach Außen zu übertragen.

Vor der ersten Nutzung muss die Karte konfiguriert werden. Dazu steckt man sie in ein kleines, spezielles(?) Lesegerät, dass wiederum direkt auf den USB-Port eines Computers gesteckt wird. Mit einer speziellen Software (Windows und Mac) erfolgt die eigentliche Konfiguration.

Für die weiteren Konfigurationsschritte ist es zunächst notwendig, dass ein Account bei Eye-Fi angelegt wird. Die späteren Uploads zu den Communities (z.B. Flickr) erfolgen immer über den Server von Eye-Fi. (Technology Review geht soweit zu schreiben, dass er immer, d.h. auch bei einem Upload ausschließlich auf den eigenen Rechner, über den Server laufen würde [1 ganz unten], aber dies widerspricht den Darstellungen auf der Eye-Fi-Site [2].)

Danach wird konfiguriert mit welchen Accesspoints sich die die Karte verbinden soll. In den Reviews auf Technologie Review und dpreview wird übereinstimmend berichtet, dass nacheinander mehrere WLANs konfiguriert werden können, sodass Eye-Fi in der Lage sein sollte, ohne Neukonfiguration mit verschiedenen, vorkonfigurierten WLANs Kontakt aufzunehmen. [Sofern ich bisher hier oder an anderer Stelle das Gegenteil geschrieben habe, Sorry!]. Laut Engagdet verbindet sich Eye-Fi nur mit gesicherten WLANs (WEP/WPA).

Der Benutzer hat die Möglichkeit, die Bilder auf seinen Computer oder ins Internet (oder beides, was das Oder ja eigentlich aussagt…) zu laden. In einem weiteren Schritt wird vorgegeben, ob und bei welcher Community (es stehen diverse zu Auswahl) die Bilder hochgeladen werden sollen. Abschließend kann noch ein Zielverzeichnis auf dem eigenen Rechner vorgegeben werden.

Nun stellt sich die Frage, was taugt das Ganze?

Als Motivation zur Nutzung der Karte werden zwei Punkte genannt:

  • Problemloser Upload zu Online-Communities.
  • Sicherer und problemloses Hochladen der Bilder auf den eigenen Computer.

Sicher auf den ersten Blick sind beides Dinge, die man mit Eye-Fi erreichen kann. Aber…

Eye-Fi benötigt keine Benutzerinteraktion; kommt die Karte in die Reichweite eines voreingestellten WLANs, dann werden die Bilder hochgeladen. Hört sich gut an, oder? Ich formuliere es mal anders: Eye-Fi erlaubt keine Benutzerinteraktion; kommt die Karte in die Reichweite eines voreingestellten WLANs, dann werden alle Bilder hochgeladen. Liest sich doch schon ganz anders, oder?.

With Eye-Fi’s automatic-upload feature, it’s easy to imagine a few such pictures accidentally slipping onto public photo sites. Glaz predicts that photo sharers will quickly learn to delete unwanted photos on their cameras or will simply use the PC upload feature first, rather than risk posting private photos or clogging their online photo accounts with unwanted shots.
[John Borland auf Technology Review]

Damit ist der Punkt Upload ins Internet schon mal für mich gestorben. Ich will nicht alle Bilder hochladen! Ich möchte aussuchen können, was ich veröffentlichen möchte und was ich für mich behalte. Und die Option, dass ich alle Bilder lösche, die ich nicht hochladen möchte, ist in meinen Augen eine Un-Option, denn ich mache Bilder nicht nur für’s Internet.

Wenn man dies mal außer Acht lässt, stellt sich die Frage der Mobilität. Die Idee, seine Bilder – bei Verfügbarkeit eines WLANs – überall hochladen zu können, ist schon verlockend. Die Mobilität wird jedoch durch drei Punkte eingeschränkt:

  • Eye-Fi verbindet sich nur mit WLANs, für die es konfiguriert wurde. Möchte man ein neues WLAN nutzen, muss immer der Computer nebst Software und USB-Adapter her, um es zu konfigurieren.
  • Die Eigenschaft, sich nur mit gesicherten WLANs zu verbinden, bringt weitere Einschränkunen, weil offene Netze (z.B. Freifunknetzen) damit ausscheiden.
  • Die Nutzung von WLANs kommerzieller Anbietern (z.B. Vodafon) scheitert zwar schon aus den beiden vorgenannten Gründen. Selbst wenn diese durch eine Änderung der Firmware gelöst würden, wäre eine Nutzung nicht möglich: Hier ist regelmäßig eine Anmeldung per HTML-Formular notwendig, die sich bei Eye-Fi konzeptbedingt nicht realisieren lässt.

Als zweites Anwendungsfeld wird die Sorglos-Sicherung-auf-dem-Computer angeführt. Wenn man der Darstellung auf der Eye-Fi-Site folgt, dann muss für die Übertragung im „Nur-Computer“-Modus der Computer eingeschaltet sein. Wenn ich schon an meinen PC muss um in zu starten, dann kann ich auch gleich noch das Kabel in meine Kamera stecken und (ggf. mit entsprechenden Tools automatisch) den Upload starten. (Wenn die Software auch unter Linux auf meinem Server im Keller laufen würde, dann sähe die Welt für mich ganz anders aus…)

Beim gemischten Modus (hochladen zur Community und auf den eigenen Rechner) werden die Daten auf dem Eye-Fi-Server zwischengespeichert und ggf. später auf den heimischen Rechner geschickt. Um diesen Modus für die ausschließliche Sicherung auf den eigenen Rechner zu nutzen, könnte man pro forma einen Upload auf einen Online-Account vornehmen, der mit entsprechenden Zugriffsregelungen für Außenstehende nicht einsehbar ist. Das hätte auch den Vorteil, dass man immer ein externes Backup hätte.

Wenn ich mir jedoch überlege, was – oder wie lange etwas – passiert, wenn ich mit eine „Beute“ von 300-400 MByte über meinen „satten“ 128-KBit-Uplink schicke, dann verliert diese Variante schon wieder an Reiz, denn die Kamera muss ja die ganze Zeit angeschaltet und in Reichweite des WLANs sein.

Die Messungen von Phil Askey bei dpreview zeigen, dass Eye-Fi selbst auch nicht von der schnellen Sorte ist. Er hat Durchsatzraten von 190 bis 300 KB/s (Durchschnitt um 200 KB/s) ermittelt. Für die Übertragung einer vollen 2 GB-Ladung setzt er drei Stunden an.

Für Leute, die mit RAWs arbeiten, ist die ganze Sache sowieso nix, denn laut FAQ werden nur JPEGs hochgeladen.

So, was bleibt nun von der Euphorie und dem aufkommenden Will haben!, die ich beim Lesen des Artikels bei Laughing Squid spürte?

In meinen Augen sehr wenig. Es mag spezielle Nischen geben (z.B. Quasi-Live-Übertragung eines Events zu Flickr), für die Eye-Fi wie gemacht ist. Sicherlich juckt es mir auch in den Fingern, das Teil mal auszuprobieren (Sponsor gesucht!). Eine wirkliche Alltagstauglichkeit kann ich aber aus meiner Sicht Eye-Fi nicht bescheinigen.

Zum Abschluss möchte ich einfach Phil Askey zu Wort kommen lassen:

The Eye-Fi card is one of those products which is great fun out of the box but the returns begin to diminish the more you use it. It’s not particularly fast (no surprise really as it is WiFi but it’s quite a bit slower than we expected), it needs to be pre-configured for each access point and doesn’t support public access points, it uploads everything on the card (which could literally be a gigabyte of images) […]
[Phil Askey bei dpreview]

[Dieser Artikel wurde am 03.11.2007 weitgehend überarbeitet.]

19 Gedanken zu „Eye-Fi – WLAN für die Digicam (Update)

  1. @Marius:

    Habe den überarbeiteten Artikel von Dir gelesen und er gefällt mir (siehe auch meinen Kommentar).

    Praktisch alle Bilder, die ich mit meine SLR mache, jage ich anschließend durch die Nachbearbeitung auf dem PC und lade dann ein paar von ihnen hoch. Aber manchmal möchte man halt schnell mal was hochladen oder man hat schlichtweg für ein paar Tage keinen Zugriff auf einen PC. Dann ist von Unterwegs Hochladen ganz nützlich. Aber dafür habe ich mein K800i, das für viele Fälle brauchbare Ergebnisse liefert (leider nicht für alle).

  2. Pingback: SysProfile Forum

  3. Du hast definitiv eine Auswahl dafür, was hochgeladen wird oder nicht – keiner zwingt dich, rund um die Uhr die Eye-Fi zu verwenden; es gibt ja noch ander SD-Karten auf dem Planeten, die ganz entschieden ‚offline‘ sind.

    Ich denke, für bestimmte Anlässe – live fotoblogging bei parties und so weiter – kann das Teil wirklich sehr nützlich sein sein. Ansonsten… etwas zu wenig interaktion möglich, soweit stimme ich zu. Zum Tagging etc. muss man sich ja sowieso wieder ins Netz begeben.

    Ansonsten habe ich fürs knipsen ein N95, das macht den Job auch und zwar komfortabler. Wer unbearbeitete RAW bilder ins netz laden will.. nun gut 🙂

  4. Wie schon an anderer Stelle geantwortet, kann man natürlich je nach Anlass die Karte wechseln. Dann bleibt Eye-Fi nur für Anwendungen, bei denen vorher weiß, dass man alle Bilder hochladen möchte. Da würde mir momentan nur die Dokumentation eines Events in Echtzeit einfallen.
    O.k., dafür taugt Eye-Fi. Für den Alltagseinsatz kann ich dem Produkt wenig abgewinnen.

    Ich bin mit Dir einer Meinung, dass Mobiltelefone mit einem guten Kamerateil, wie Dein N95 oder mein K800i, ein guter Weg sind. Was mir hier fehlt ist nur noch ein guter optischer Zoom.

    Abschließend zu den RAWs: Sicherlich stellt niemand RAW online. Aber Eye-Fi wird auch als Produkt zum Upload auf den eigenen Rechner vermarktet. Und da ist es schon für einen RAW-Forografierer ein Mangel, dass das Teil die RAWs ignoriert.

  5. Hallo,

    klasse Bericht. Ich habe mir am ersten Tag als ich nachts die Meldung von eye fi bekam gleich eine bestellt. Zwei Tage später habe ich eine Mail bekommen das eye fi die Versandhäuser darum gebeten hat nur innerhalb der USA zu versenden. Nach einem kurzen Mailwechesel mit dem Versender bekomme ich die Karte nun doch.

    Da ich viel oder fast ausschließlich Sport fotografiere interessiert mich die Karte insofern als das ich direkt aus der Kamera heraus möglicherweise auf mein Notebook die Bilder übertragen kann ohne die Karte erst herausnehmen zu müssen. Ob das klappt werde ich allerdings erst wissen wenn ich die Karte da habe. Zumal eye.fi explitiz die Nutzung von ad-hoc Netzwerken ausschließt ob das stimmt werde ich sehen wenn ich die Karte da habe.

    Das alle Bilder erst auf den eye-fi Servern Zwischengespeichert werden halte ich übrigens für sehr bedenklich zumal ich dadurch ja gar keine Kontrolle habe was die damit machen.
    Gruß Jan

  6. @Jan:
    Zunächst mal Danke für das Lob.

    Ich hoffe, dass Du Dich hier melden wirst, wenn Du das Teilchen hast und aus erster Hand berichten kannst. Bin echt neugierig.

    Das mit dem zwischengeschalteten Server scheint in Standardkniff zu sein, um die diversen APIs in den Griff zu bekommen. Der Upload-Dienst Shozu für mobile Geräte nutzt z.B. auch diesen Weg.

    Das hat IMHO den Vorteile, weil man ohne Änderungen am Client (hier Eye-Fi)
    * die verschiedenen Anforderungen der unterschiedlichen Plattformen (z.B. max. Bildgrößen, Zugriffsmodelle),
    * neue Features bereits unterstützter Plattformen,
    * neue Plattformen oder
    * API-Änderungen
    unterstützen kann.

    Wenn man das Ganze auch noch – wie bei Eye-Fi – in Hardware gießt, bleibt einen eigentlich nicht viel mehr übrig, weil man so auch auf massive API-Änderungen reagieren kann, ohne dass man – wenn überhaupt möglich – eine neue Firmware rausgeben muss. Man muss halt nur seine eigene API stabil halten.

    Und ob ich nun nur Flickr oder Flickr und Eye-Fi vertrauen muss, macht auch keinen großen Unterschied. 😉

    Solange Du nur lokal auf dem eigenen Rechner speicherst, scheint der Eye-Fi-Server wohl außen vor zu bleiben und Du bist auf der sicheren Seite. (Wäre natürlich schön, wenn Du das dann mal testen könntest…)

  7. Pingback: SD Card mit W-LAN und Flickr-Anbindung: Eye-Fi

  8. @MaikD….
    Tja nun habe ich Deine Karte 🙂

    Es geht mir hauptsächlich darum, das ich immer das USB-Kabel kille, wenn ich mit der Kamera rumrenne und Fotos mache. Also wenn ich ein paar Shootings mache

    Es geht gut… konnte eben in der Wohnung rumrennen, Fotos machen udn oben im Arbeitszimmer die Kamera einfach hinlegen… udn schon kommen die Fotos auf den Rechner….

    Für den Portabeleinsatz benötige ich bestimmt noch einen AP um den Zugriff auf das Notebook zu ermöglichen.

    eine direkte Kopplung hab eich nicht hinbekommen.

    Gruß
    Frank

  9. Der Beitrag ist schon eine Weile her, doch für mich eben grad neu. Es ist immer wieder erstaunlich wie Dinge immer nur aus dem eigenem kleinen Universum betrachtet werden.

    Die Karte ist für unsere Firma, genau das (im bezahlbaren Bereich), was wir immer gesucht haben. Sie erfüllt genau den Zweck den sie soll und das macht sie toll.

    Warum glauben viele Geeks immer, die Welt braucht nur Dinge die man selber braucht und versteht.

    Alles in allem ein entspannt zu lesender Beitrag, dem nur leider der wichtigste Teil fehlt: der Praxistest. Und damit bleibt theoretische Gedanke was sie sind: reine Theorie 🙂

  10. Natürlich schreibe ich aus meiner subjektiven Sicht. Ich habe das gute Stück in Hinblick auf meinen Bedarf betrachtet und für zu leicht befunden. Einen Anspruch auf Objektivität oder Allgemeingültigkeit erhebe ich nicht.

    Anderseits habe ich auch nicht ausgeschlossen, dass es bestimmte Anwendungsbereiche gibt, für die sich das Eye-Fi sehr gut eignet. Wenn es Euch in der Firma hilft ein Problem zu lösen, umso besser. 🙂

    Ja das mit der reinen Theorie. Da mir das Gerät für mich nicht geeignet erschien, habe ich auch kein Geld investiert. Wenn mir jemand die Ware oder das notwendige Geld zur Verfügung stellen würde… 😉

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